Nachhaltigkeit in der Smartphone Welt?
Stehen die Begriffe Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Gegensatz zu einander oder kann die Digitalisierung Nutzen für die Nachhaltigkeit stiften? Mit dieser Frage im Kopf haben wir das Swiss Green Economy Symposium besucht und berichten hier über einige Erkenntnisse und spannende Kennzahlen aus der Forschung bezogen auf die mobile Branche.
Mein Besuch des Swiss Green Economy Symposiums (SGES) Anfangs September zum Thema „Nachhaltige Gewinne“ hat mir gezeigt, dass das Thema Nachhaltigkeit definitiv in der Wirtschaft angekommen ist. Auch wenn die Auslegung des Themas Interpretationsspielraum offen liess (handelt es sich um nachhaltige Gewinne im Sinne von „langfristigen Gewinnen“ oder um „gewinnbringende Nachhaltigkeit“?), wurden von den Referenten mehrheitlich interessante Nachhaltigkeitsprojekte bezüglich sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten vorgestellt.
Im Vertiefungsforum „Sichere Digitalisierung: ökonomisch, sozial und ökologisch verantwortlich“ hat ein Doktorand der Uni Zürich spannende Resultate aus einer Studie bezüglich dem Impact der ICT Branche auf Mensch und Umwelt vorgestellt. In der Schweiz hat die ICT Branche gemäss der Studie das Potenzial, bis zu 3,37-mal mehr Treibhausgasemissionen zu vermeiden, als dass durch die Produktion, den Betrieb und die Entsorgung von ICT-Geräten und -Infrastrukturen verursacht werden. Smarte Lösungen, vor allem im Verkehr, Bauwesen und Energiesektor, können so zum Klimaschutz beitragen. Dafür müssen aber die vorhandenen technologischen und wirtschaftlichen Potenziale durch ehrgeizige und zielgerichtete Massnahmen systematisch ausgeschöpft werden.
Die Studie betrachtet auch den Fussabdruck des ICT Sektors. Dabei wird deutlich, dass durch den Umstieg von traditionellen Computern auf leichte und energieeffiziente mobile Geräte, der relative Anteil der Produktionsphase steigt. Somit wird es für den ICT-Sektor wichtiger, sich für eine „grünere“ Lieferkette zu engagieren und auch versteckte Emissionen zu vermeiden, d. h. Emissionen, die in den Ländern auftreten, in denen die Hardware hergestellt und die Rohstoffe abgebaut werden. Es ist wichtig, dass der Verbrauch fossiler Energie über den gesamten Lebenszyklus der Produkte reduziert wird.
Smartphone Hersteller wie Fairphone oder Shift haben sich genau diesen Themen angenommen und vertreiben fair hergestellte mobile Geräte. Was aber ist fair(er) an diesen Geräten? Laut dem Shift Report werden den Fabrikmitarbeitern in China faire Löhne und Anstellungsbedingungen geboten, zudem werden keine kritischen Rohstoffe wie Coltan eingesetzt. Die Geräte sind so konzipiert, dass Reparaturen einfach (selber) vorgenommen werden können und bieten so eine lange Lebensdauer. Mit einem Gebrauchtmarkt und Recyclingmöglichkeiten wird zu einer ausgewogenen Kreislaufwirtschaft beigetragen. So differenzieren sie sich weitgehend von den Masseprodukten, welche in unserer Wegwerfgesellschaft leider laufend an Bedeutung zunehmen.
Der Praxistest zeigt, dass das neuste Shiftphone 6m bezüglich Leistungsfähigkeit und Featureumfang durchaus mit den Geräten der grosseren Herstellern mithalten kann. Die Nutzung der 21MP Rückkamera lässt zwar noch etwas zu wünschen übrig, Shift verspricht hier aber mit einem kommenden Update Verbesserung.
Neben den fairen Smartphones sind nachhaltige Apps und smarte Lösungen gefragt, welche einerseits langfristig Nutzen stiften, anderseits zur Verminderung der Treibhausgasemissionen beitragen können. Als App Entwickler versuchen wir bei unseren Projekten genau diese Nachhaltigkeitsgedanken immer im Fokus zu behalten. Denn als sogenannte Smart Changemaker müssen wir bzw. unsere Generation grundsätzliche, neue Richtungen einschlagen, damit unser Planet auch für unsere Enkel eine lebenswerte Grundlage bietet. Innovative Ideen und Modelle, sowie Mut zum Ausprobieren sind also gefragt. Was etwas abgedroschen und verdächtig nach „Greenwashing“ klingt, ist als ernstgemeinte und abschliessende Zusammenfassung des SGES 2018 zu verstehen.